Der Röthengrund

Ein Kleinod in Thüringen, im Landkreis Sonneberg

Der Röthengrund – ein wertvolles Stück Natur

Der Naturraum Röthengrund ist ungefähr verortet in der Mitte des Landkreises Sonneberg. Dieser liegt idyllisch in einem Höhenniveau von 450 m ü. NN am Wöhnbacheingang bis zum Westhang der Tischplatte in circa 620 m ü. NN. Der Ursprung des Gebirgsbaches in diesem Talgrund war der Namensgeber – die Röthen. 1996 wurden circa 120 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen und 1999 wurde es als FFH Schutzgebiet an die EU Kommission gemeldet – FFH (FFH-Gebiete sind Europäische Schutzgebiete für Natur und Landschaft, Flora-Fauna-Habitat-Gebiet).

In dieser wundervollen Region, einem hercynischem Gebirgsklima südlich der Klimascheide des Rennsteiges, liegen wunderbare Wiesenflächen mit außergewöhnlichen Pflanzen, zum Teil selten und gesetzlich geschützte Pflanzenarten. Eine Auswahl an botanischen Kostbarkeiten und Besonderheiten unter den circa 412 höheren Gefäß-Pflanzenarten und 65 Arten der Roten-Listen (Thüringen u. Deutschland) sind sicher der Frühlings-Enzian, Sommer-Enzian, Fransen-Enzian, Knabenkräuter und Trollblumen. Diese und viele mehr finden Sie unter der Seite Flora und Fauna.

Diese Pflanzen wachsen im Röthengrund – Wiesen sind das Ergebnis des Mähens, das früher per Handarbeit mit Sense oder Sichel eine Mühsal war. Also in unseren Breiten ein Kulturgut, dass unmittelbar mit der menschlichen Zivilisation zusammenhängt, die bei uns mit der fränkischen Kolonisation seinen Anfang nahm. Denn die Winter – zumindest seit Beginn der kleinen Eiszeit – zwangen zur Vorratsspeicherung. Die „Heumahden“ (Sonneberger Dialekt für Mahd/Wiesenpflege) der Heuschnitt auf günstigen Standorten lieferte das Futter zum Überleben der „Haustiere“ und der frühen Siedler. Dörfer entstanden. Das ist, vereinfacht dargestellt, so in unserer Vorzeit gewesen.

Im Röthengrund setzte neben dem Holzmachen, Holzflößen, der Jagd wohl zuerst die Köhlerei, dann kleine Glashüttenbetreiber und am Ende des Mittelalters der Schieferbergbau (Schieferbruch am Schleifenberg) ein. Im Zuge des Bevölkerungswachstums wuchsen auch die Wiesen, die etwa um das Jahr 1850 ihre größte Verbreitung im Röthengrund und seinen Seitentälern fanden.

Warum es diese Webseite gibt fragen Sie sich? Kurz und knapp erklärt, diese Seite dokumentiert einen großen und wichtigen Teil in meinem Leben und meiner Schaffenszeit (30 Jahre Ehrenamt). Dies zu dokumentieren war, und ist für mich eine große Freude und hoffe dadurch auch andere Naturfreunde zu erfreuen bzw. für nachfolgende Generationen diese Freude zu dokumentieren.

Die jahrzehntelange Beschäftigung der Naturerhaltung im Kleinen ist ein winziger Beitrag eines Individuums mit seinem Umfeld und Mitstreitern zusammen, hier in einer wichtigen und schützenswerten Umwelt direkt vor unserer Türe im schönen Thüringen.

Naturraum und Geographie im Röthengrund

Lage

Der Röthengrund liegt etwa in der Mitte des Landkreises Sonneberg, im Dreieck Sonneberg, Mengersgereuth-Hämmern und Steinach in einem Höhenniveau zwischen 450 m ü. NN am Wöhnbacheingang bis zum Westhang der Tischplatte mit 620 m ü. NN.

Naturraum

Wie in seiner Lage, so hat der Röthengrund in all seinen Naturbeziehungen den Charakter und Ausdruck eines mitteldeutschen Gebirges. Die Höhenlage ist sehr verschieden. Die Niederschlagssumme im Luv des Gebirges liegt zwischen 600 und 1000 mm im Jahr. Die enge Zertalung und die Fallwinde des Fellbergs bewirken lokale und mikroklimatische Temperaturinversionen, Kaltluftströme, auch Kälte- und Wärmeinseln (Winterleiten, Sommerleiten). Hydrologisch und botanisch besonders wertvoll ist die etwa 10 ha große Quellmulde mit dem Braunseggen-Niedermoor bzw. den Quellstellen und Wiesengerinnen, die den noch schmalen Röthenbach speisen. Sobald man den Quellmuldenbereich südlich des Rottenkämmleins verläßt, genannt auch „Hämmerer Ebene“, den Bachlauf der Röthen folgt, kommen wir in den Bereich des Kerbsohlentales mit tief eingeschnittenen Tälern, wo man aber nur an wenigen Punkten eine schöne Aussicht in das Frankenland genießen kann (z. B. der Georgsplatz am Loosbrand). Indes herrscht ein typisches Gebirgsklima südlich der Klimascheide des Rennsteiges, das die regionalklimatische Situation bestimmt, die sich in den letzten Jahrzehnten extremer zeigte (heiße, trockene Frühjahre, weniger Schneefall- und Frosttage).

Im Röthengrund streichen Tonschiefer, Grauwacken, Dachschiefer und Kalkknotschenschiefer aus, die an Aufschlüssen – alten Steinbrüchen und natürlichen Felsdurchragungen – schön zu sehen sind. Besonders über der Knotenkalk, der im letzten Drittel den Röthengrund mit einem schmalen Streifen durchquert, treten plötzlich Pflanzen auf, die Kalkboden lieben (Frühlings-Enzian, Kugelige Teufelskralle, Fettkraut, Davall-Segge, Gelbes Buschwindröschen, Gefranzter Enzian, Deutscher Enzian, Manns-Knabenkraut usw.).

Das Einzugsgebiet der Röthen (gehörig zum Flusssystem des Mains), das heißt alle Bäche, die aus den Quertälern der Röthen zufließen, umfasst etwa 25 km2.

Die Wiesen

Die verbliebene oder wiederhergestellte Wiesenwelt kann man nach ihren Standorten wie folgt einordnen: Nach geognostischen Gesichtspunkten in Wand- und Talwiesen; nach den Wasserverhältnissen in Feucht- und Frischwiesen sowie Trockenrasen; Moorwiesen als auch Seggenriede wechseln einander ab, bilden ein Mosaik aus verschiedenen Pflanzengemeinschaften. Auch das Alter und die Reife der Wiesen spielen für die typische Ausprägung der Wiesengemeinschaft eine Rolle.

Die „Enzianwiese“ behielt dank der über Jahrhunderte kontinuierlich durchgehaltenen Heumahden auch seine „alte“ Artenvielfalt und entsprechende Pflanzengemeinschaften; sie bildet quasi die Keimzelle, den Anfang meines erneuten Wiesen-Engagements ab 1973. Die Wieder-Einführung bzw. Fortsetzung der Mahd (heute mit Gebirgsrasenmähern) ist für viele konkurenzschwache, lichtliebende und an Mahden gebundene Pflanzenarten einfach überlebensnotwendig. Fällt die einschürige Mahd aus, gehen mahdliebende Arten in ihrem Bestand zurück oder gehen ganz ein. Neuerdings fügen die Wühlaktivitäten der enorm angestiegenen Schwarzwild-Population den empfindlichen Pflanzen erheblichen Schaden zu, der schon zu lokalen Rückgängen und Aussterben führte (Beispiel der Sommer-Enzian).

Aber. Ein kleinerer „Wühler“, nämlich der Maulwurf, ist uns hingegen willkommen, denn er schafft kleine Rohbodenstellen, zudem bringt er den Kalkboden nach oben, den der Frühlings-Enzian zum Gedeihen benötigt.

Das Vegetationsinventar des Graslandes und der Säume umfaßt dank der Offenland-Wiesenpflege reife Wiesenbiotope der Gebirgs-Silikat-Magerrasen, Frisch- und Moorwiesen. Typische Vertreter sind: Bärwurz-Rotschwingelwiese, Goldhafer-Waldstorchschnabelwiese, Pestwurz- und Kohldistelfluren, Mädesüß-Trollblumen Hochstauden, Davall-Seggenried und so fort.

Die Wälder

Der Röthengrund ist überwiegend mit Fichten-Wäldern bestockt, die etwa 80% der Waldfläche einnehmen. Den Rest nehmen Rot-Buchenwälder ein, die u. a. schön als Zwiebelzahnwurz- und Hainsimsen-Buchenwälder im Bereich des Ranzengrundes repräsentiert sind. An Quellstellen stehen vereinzelt Erlen-Bruchwald, entlang der Röthen gesellen sich galerieartig, manchmal auch einzel stehende Schwarz-Erlen, die das Gesamtbild des Wiesengrundes abrunden.  

Die seit Jahren zu warme und zu trockene Witterung in den Frühjahrsmonaten, besonders aber der fehlende Schnee und Frost, setzte den Fichten enorm zu. Der Borkenkäfer befiel in Massen die geschwächten Bäume. Die Kalamität erfasste fast alle Fichten-Reinbestände, vor allem die stark durchforsteten, die trockneren Höhenrücken; denn fast alle Bergriedel und Berghänge sind betroffen, vor allen die einer starken Sonneneinstrahlung und starken Winden ausgesetzt sind. So wird sich in den nächsten Jahrzehnten das Waldbild des Röthengrundes verändern. Mehr südost-europäische Tannen anzupflanzen wird aber nur gelingen, wenn auch die Wilddichte auf ein erträgliches Maß reduziert wird. Ein Teil der naturnahen Wälder, die Wiesen und das Niedermoor sind als Naturschutz- und FFH-Gebiet „Röthengrund“ (Nr. 351) vom Freistaat Thüringen ausgewiesen.

Schulkarte DDR – Kreis Sonneberg

Schulkarte DDR – Kreis Sonneberg

Geognostische Skizze

Geognostische Skizze

Naturschutzgebiete im Kreis Sonneberg Stand circa 1986

Naturschutzgebiete im Kreis Sonneberg Stand circa 1986

Enzianwiese – circa 1963 Jahre, Dia

Enzianwiese – circa 1963 Jahre, Dia

Fichtenverbuschung auf Bergwiese bei Steinheid – circa 1976 Jahre, Dia

Fichtenverbuschung auf Bergwiese bei Steinheid – circa 1976 Jahre, Dia

Naturschutzgebiete – Wie verhalte ich mich richtig?

Naturschutzgebiete erfordern eine besondere Rücksichtnahme. Die hektische Zeit fordert viel von jedem Einzelnen, dadurch ist es verständlich, dass wir in die freie Natur strömen um Ausgleich und Erholung suchen.

In Naturschutzgebieten sind wichtige Spielregeln einzuhalten zum Schutz für Tier, Natur und Landschaft.

Natürlich weisen Schilder auf die Verhaltensregeln hin, aber leider werden diese immer weniger in unserer schnelllebigen Umwelt beachtet. Vielleicht auch wegen zu detaillierten und verkopften Informationen. Das könnte auch einfacher nachgeschärft werden.

Hier finden Sie einfache Tipps, wie Sie sich in einem Naturschutzgebiet am Besten bewegen. Das freut die Tiere und die Pflanzen. Bei detailliertem Interesse besuchen Sie die informativen Seiten des NABU

Feste Wege nicht verlassen

Auf Wiesen leben nicht nur Tiere die in Ruhe gelassen werden wollen (Brut) auch seltene Pflanzen könnten zertreten werden und dadurch wird der Prozess der Samenverteilung gestoppt.

Kein Müll

Müll und Verpackungsreste, Tempos, alles was man selbst mitbringt bitte wieder mit nach Hause nehmen.

Tiere in Ruhe lassen

Kein lauter Lärm, bei Tiersichtung nicht verfolgen. Bitte nicht den Lebensraum der Tiere stören.

Pflanzen nicht pflücken

Bitte lasst alle Blumen, Gräser auch wenn Sie noch so schön sind da wo sie sind.

Hunde anleinen

Hunde immer angeleint lassen und selbstverständlich wie auch in der Stadt die Hinterlassenschaften mitnehmen.

Kein Grillen und Campieren

Durch das wilde Campieren werden Tiere gestört und die Natur geschädigt. Verhaltet Euch bitte defensiv.

Keine laute Musik

Verhaltet Euch defensiv, eine Boombox oder laute Handymusik hat hier nichts zu suchen.

Influencer, Bushcrafter

Bitte beachtet die Naturschutzgebiete wenn Ihr euren Content plant. Ich finde es toll, wenn anderen Menschen die Nähe zu Natur gezeigt wird, aber nur wenn die Natur nicht darunter leidet.

Haben Sie alte Bilder aus dem Röthengrund?

Ich suche Bilder von früheren Tagen egal welches Zeitalter über den Röthengrund oder auch von der alten Bäckerei Diem in der Schleicherstrasse, vielleicht sogar beim Einkaufen.

Sie erreichen mich unter der folgenden E-Mailadresse „diem@roethengrund.de“.

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